Die Insolvenzberatung wird gefördert mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales

Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände
Die diesjährige Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts-und Fachverbände stellt vom 07. bis 11.06.2021 unter dem Motto „Der MENSCH hinter den SCHULDEN“ die Betroffenen bundesweit in den Mittelpunkt.
Die Schuldnerberatung muss bedarfsgerecht ausgebaut werden, um der seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmenden Anzahl verschuldeter Menschen besser helfen zu können. Das fordert Christiane Norff, Leitung der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Diakonie Kempten in Lindau und Kempten, anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung. In allen sozialen Schichten nehme die Verschuldung zu. „Soziale Schuldnerberatung, wie wir sie anbieten, hat den Menschen in seinem sozialen Umfeld im Blick. Das macht auch den Erfolg der Beratung aus, den zahlreiche Studien belegen.“ Verschuldung kann die wirtschaftliche Existenz eines Menschen bedrohen und kann weitreichende Folgen auch für seine physische und psychische Gesundheit haben. „Uns geht es um die Menschen hinter den Schulden, so wie es auch das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung „Der Mensch hinter den Schulden“ ́ der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände ausdrückt. Verschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe“, so Christiane Norff. Nach Schätzungen sind –auch in Folge der Corona-Pandemie –zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler bundesweit von Überschuldung bedroht. „Viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestellt. Wir sprechen da mittlerweile nicht mehr nur über Empfänger von Grundsicherung und im Niedriglohnsektor Beschäftigte. Jetzt drohen auch Menschen in Verschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten“, sagt Christiane Norff. Das zeige, dass zusätzliche gemeinnützige Schuldner-und Insolvenzberatungsstellen nötig seien, vor allem im ländlichen Raum. „Die Kommunen kommen nicht umhin, eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen zu finanzieren. Ein nicht ausreichendes Netz von Schuldnerberatungsstellen, das nicht auskömmlich finanziert ist, kommt den Kommunen am Ende teurer zu stehen. Jede/r Verschuldete, der/dem nicht gut geholfen werden kann, droht eine zusätzliche Belastung für die Kommunen bei der Sozialhilfe zu werden“, sagt die Schuldnerberaterin.
Menschen, die in finanzielle Not geraten seien, benötigten –unabhängig von ihrer Einkommenssituation –kompetente Unterstützung. Daher müsse endlich ein Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle ins Gesetz geschrieben werden. Christiane Norff begrüßt ausdrücklich die jüngste Reform des Insolvenzrechtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbefreiung zu erhalten. Doch nun seien weitere Reformen notwendig: „Die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien müssen deutlich kürzer werden. Dass bei der Schufa Schuldendaten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährigen Insolvenzverfahrens gespeichert bleiben, erschwert ehemals Verschuldeten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingungen eine neue Wohnung zu finden. Wohnen aber ist ein Menschenrecht, das Überschuldeten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalten werden darf. Daher fordern wir eine Speicherfrist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr“, sagt die Beraterin.
Generell gilt: Jede/r, der mit finanziellen Problemen kämpft oder sich um die zukünftige finanzielle Situation sorgt, sollte möglichst frühzeitig einen Termin bei der Beratungsstelle vereinbaren. Die Mitarbeiterinnen der Schuldnerberatungsstelle der Diakonie Kempten mit Beratungsstellen in Lindau und Kempten sind bei allen finanziellen Problemen geeignete Ansprechpartnerinnen. Der Schwerpunkt der Beratung liegt bei sozial benachteiligten und von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen. Das Beratungsangebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Ziel der sozialen Beratung ist es, die Ratsuchenden bei der Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation zu unterstützen und ihr Selbsthilfepotential zu fördern. Im Vordergrund stehen die Sicherung der Existenz der Ratsuchenden und eine mögliche Schuldenregulierung – bis zur Beantragung eines Privatinsolvenzverfahrens.
Unsere Beratungsstellen:
In Kempten: Schuldner- und Insolvenzberatung
Großer Kornhausplatz 3
87439 Kempten
Tel: 0831/5 40 59 331
Email: schube.verwaltung(at)diakonie-kempten.de
In Lindau: Schuldner- und Insolvenzberatung
Maximilianstraße 20
88131 Lindau
Tel: 08382/5 04 26 20
Email: schube.lindau(at)diakonie-kempten.de
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.
Schuldner- und Insolvenzberatung
Jeder zehnte Erwachsene in Deutschland gilt als überschuldet. Das monatliche Einkommen reicht dann nicht mehr aus, um die notwendigen Lebensunterhaltskosten (Miete, Strom, Essen und Trinken) und die fälligen Raten und Rechnungen zu bezahlen. Auslöser für Überschuldung können sein z.B. Einkommensreduzierung durch Arbeitslosigkeit, Trennung und Scheidung, Geburt eines Kindes.
Wenn der Gerichtsvollzieher kommt, Sie mit Pfändungen konfrontiert sind, Briefe und Mahnungen nicht mehr öffnen oder wenn sich Ihre Gedanken nur noch um Geld und Schulden drehen, dann bieten wir Ihnen an, über Geld und Schulden mit uns zu sprechen.
Unsere Beraterinnen und Berater unterstützen Sie durch
- Klärung Ihrer finanziellen, sozialen und persönlichen Lebenssituation
- Existenzsicherung, Haushalts- und Budgetberatung
- Informationen über das gerichtliche Mahnverfahren und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen
- Verhandlung mit den Gläubigern
- Einleitung und Durchführung des Verbraucherinsolvenzverfahrens
Die Beratung ist neutral, vertraulich und kostenfrei. Wir benötigen Ihre aktive Mitarbeit, die Offenlegung der persönlichen und finanziellen Situation und die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Konsum- und Ausgabeverhalten auseinander zu setzen.
Kontopfändung - was ist zu tun?